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Einleitung

Integration und Inklusion. Zwei Begriffe, die sich zunächst sehr ähnlich anhören und zuweilen sogar fälschlicherweise synonym miteinander verwendet werden. Betrachtet man sie genauer, sind sie aber sehr verschieden.

Wenn wir davon sprechen, einen Menschen mit besonderen Bedürfnissen in einen bestimmtes Projekt oder auch ganz allgemein in die Gesellschaft zu Integrieren, so wird das als etwas Positives betrachtet. Grundsätzlich trifft das auch zu. Die Integration von beispielsweise behinderten Menschen in Projekte aller Art hat eine lange Tradition und ist ohne Zweifel förderlich für ihre Entwicklung. Es ist für alle Beteiligten an Integrationsprojekten interessant und lehrreich auf Menschen zu treffen, die verschiedene Fähigkeiten und Bedürfnisse haben und gemeinsam etwas zu verwirklichen. Bei allem Positiven der Integration hat sie jedoch einen Makel. Integration führt das Andere in das vermeintlich Normale ein, impliziert, dass ein besonderer Raum für das Andere geschaffen werden muss und letztendlich soll der Integrierte Mensch danach streben, dem Ideal der Normalität so nahe wie möglich zu kommen. Das spaltet die Gesellschaft trotz aller guten Vorsätze in zwei Lager: Das der Norm entsprechenden Integrierenden und das der außenstehenden Integrierten. Das Andere bleibt ein Fremdkörper.

Deswegen folgt Die Zweite Seite einem anderen Ansatz. Getreu unserem Motto "Das Andere suchen, weil es schlauer macht.", ist unsere Ziel nicht die Integration der Teilnehmer in unsere Projekte, sondern ihre Inklusion. Wir sehen die Verschiedenheit eines Menschen nicht als etwas, was sich einer postulierten Normalität anpassen muss. Wir suchen bewusst das Individuum. Alle Menschen sind auf ihre Weise einzigartig. Schwächen können in bestimmten Bereichen des Lebens Stärken sein und Stärken Schwächen, was ihre Unterscheidung letztendlich überflüssig macht. Es besteht nicht nur keine Notwendigkeit dazu, das Andere zu normalisieren, es ist sogar kontraproduktiv. Menschen zu treffen, die die Welt anders sehen als man selbst, erweitert den Horizont, es macht uns als eine globale Gesellschaft verbundener, stärker, schlauer.

In unseren Projekten möchten wir Menschen mit Hintergründen aller Art, sei es kulturell, geistig, körperlich oder psychisch, die Möglichkeit geben, als Individuum kreativ zu werden, von einander zu lernen und ein natürlicher Teil eines großen Ganzen zu sein.  

Inklusion

Die Teilnehmer erlangen Bildung, für die sie sich als Individuum öffnen und die auf sie angepasst ist. Ohne Qualitätsdruck und damit stressfrei und in einer ernstgemeinten Arbeitsatmosphäre. D.h. sie  ist von Leuten geprägt, die sich wirklich für die Personen und ihre Lebensgeschichten interessieren. Wenn sie sich verstanden und respektiert fühlen, werden sie sich leichter integrieren.

Inklusion ist deshalb die Anerkennung inklusiven Denkens, Vielfalt, Verschiedenhaftigkeit, und Individualität verschiedener Menschen. Eine Behinderung ist dabei nur ein Merkmal unter vielen. Durch Inklusion wird der Blick frei für Chancen, in der individuellen Kompetenzentwicklung einer/es Jeden.

Persönliche Fähigkeiten, Geschlecht, Alter oder die soziale und ethnische Herkunft sollen nicht länger als Gründe für eine Benachteiligung dienen. Inklusion will neben der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung deshalb auch jede andere Form von Diskriminierung abschaffen.

Es geht außerdem um:

  • Ein sich öffnen mit dem Wissen, dass Vorurteile Filter der Unkenntnis sind
  • Die Bereitschaft die Welt des anderen wirklich und genau kennenzulernen
  • Die vertrauensvolle Gesinnung darauf, dass jeder Teilnehmer alle Fähigkeiten bereits vorhanden hat, um innerhalb der Projektarbeit zu seinem persönlichen Ziel zu kommen und erfolgreich zum Gesamtziel beizutragen
  • Individuelle Kompetenzentwicklung eines/r jeden
  • Klarheit und Kenntnis über die Individualität der Teilnehmer hinsichtlich des Geschlechts, des Alters, der sozialen, ethnischen und kulturellen Herkunft, über die Basisannahmen bzw. Glaubenssätze, der eigenen Werte, der Fähigkeiten und Talente, der Ängste, Schwächen und der Wünsche
  • Bewusstwerdung und Kultivierung der kollektiven übereinstimmenden Werte
  • Implementierung einer Verantwortungsbereitschaft zur Teilhabe an der fortwährenden Gestaltung des gemeinsamen Organisationsklimas
  • Das Management von Schwächen im Hinblick auf die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse
  • Das Verständnis, dass die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer kein Nachteil ist, sondern ein Gewinn

Zwei Projektphasen: Inklusion und Integration

 Die 1. Phase bzw. prinzipielle atmosphärische Projektkultur wirkt inklusiv. Die 2. Phase bzw. die regelmentierte Arbeitskultur wirkt integrativ. Beides zusammen kann als Metapher für den gesellschaftlichen Integrationsprozess verstanden werden, der hier auf eine innovative Art und Weise realisiert wird. Erst geht es darum, sich in die Welt der Teilnehmer zu begeben, sie tatsächlich ernsthaft und genau kennenzulernen, um dann die Teilnehmer in die Welt des Projektrahmens zu führen, in dem sie die Regeln der Projektrealisateure einhalten müssen.

Sozial integrative Wirkung eines Inklusionsteams über viele Jahre

 Die Teilnehmer haben die Aufgabe im wahren Leben Teil einer Arbeitsgemeinschaft zu sein, die auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht, und das im besonderen Maße. Im normalen Leben wird sich so eine Gelegenheit nicht so oft bieten. Hier werden ihre Talente gefördert und ernsthaft reflektiert, an welchen charakterlichen Aspekten die Teilnehmer arbeiten können, um durch ihre Teilhabe das Projekt erfolgreich zu machen. In dem Vorbildprojekt “City of Men” wurden die Kinder und Jugendliche für 10 Jahre begleitet. Aus ihnen wurden Persönlichkeiten, die sie ohne das Projekt nie geworden wären.

Aktuelle Brisanz

 Deutschland ist nun mehr denn je ein multikulturelles Land. Aktuell sind ca. 1 Million Muslime zugewandert. Insbesondere die Mehrheit sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12-27 Jahren. Es ist Zeit für ein differenziertes Islamverständnis. Teil davon ist die Bewusstwerdung und Inklusion dieser Immigranten in die europäische Lebens- und Bildungskultur.

 Wir möchten gemeinsam an der Schnittstelle von Sozialarbeit und Filmkunst einen Raum für die Auseinandersetzung mit vielfältigen, individuellen Perspektiven und ihrer Umwelt entstehen lassen. Und das soll jenseits der so oft auf Herkunft reduzierenden, alltäglichen Vorurteile möglich werden.